
Anchii


Anchii ist das Herz des Bambus in China, ganze Berge sind mit Bambus zugewachsen und ein Besuch dieser Stätte gehört um erweiterten Kreis der zu besuchenden Stätten, wenn man länger in China lebt.
Es gibt dort an einem Lehrpfad entlang die verschiedensten Bambusarten zu bewundern, von kleinen, fast grasartigen Formen bis hin zu armdicken Riesenstengeln, an denen man hochklettern kann, wenn man kann.
Also gehörte 2004 zu meinem Pflichtsehprogramm der Besuch dieser Bambusregion, mit den Bambusmuseum, wo ich lernte, wie sich der Bambus auf dem ganzen Globus ausbreitete und welche Gegenstände und Kunstobjekte alle aus Bambus gefertigt sein können. Bambus ist die am schnellsten wachsende Pflanze auf diesem Planeten, manche Arten wachsen pro Tag bis zu einem Meter. Es gab Tempel zu besichtigen, auch Opferkerzen und Papierfackeln zu verbrennen und Wasserfälle zu erklimmen, endlos viele Stufen hoch, was noch irgendwie zu bewältigen war, aber ebensoviele Stufen wieder runter, was eine echte Tortur darstellte, von der man sich beim Aufstieg keine Gedanken macht. Unser Fahrer, eigentlich noch jung, konnte am anderen Tag vor lauter Muskelkater kein Auto mehr fahren und mein Mitgeschäftsführer musste -was eigentlich unter seiner Würde war - den Wagen selbst lenken. Wir hätten auf der Rückfahrt deswegen fast meinen Rückflug in Shanghai verpasst, der Ausflug 2004 war am Ende eines meiner Chinaaufenthalte.
Ich habe in den vielen Jahren nach 2004 immer dann , wenn ich irgenwo eigenen Grund hatte, Bambus angepflanzt oder anpflanzen lassen. Es gibt in Europa winterharte Sorten , die unser Klima überstehen, kleinwüchsige und Riesen, aber nicht von den Dimensionen, die ich in Anchii kennen gelernt habe. Manche bilden Ausläufer, sodaß man zwangsweise die Nachbargärten mit beglückt, manche tun das nicht. Aber allen ist eigen, dass wenn sie blühen, sie tun das aber wohl nur alle 100 Jahre, dann absterben. Die Chinesen sagen: Die Götter haben den Bambus geholt, sie bringen ihn aber wieder zurück. In der Tat hatte ich einmal einen solche Pflanze, sie starb und nach zwei Jahren wuchst dort wieder Bambus. Vermutlich eben durch den Samen. Man erlebt, dass ein Sorte Bambus in ganz Europa gleichzeitig blüht und zu Grunde geht, vermutlich weil der Bambus durch Rhizome vermehrt wird und dann in allen Gärten eigentlich die identische Pflanze wächst.
Nun habe ich bei meinem derzeitigen Domizil wieder Bambus gepflanzt, er ist auch im vierten Jahr schon recht hoch und ich hoffe, dass er zu meinen Lebzeiten nicht blühen möge. Aber meine Liebe zum Bambus geht sicherlich auf meinen Besuch 2004 in Anchii zurück.





