
Balatonfüred


Wenn man eine oder mehrere Firmen hat in Ungarn, ist man gezwungen immer wieder nach dem Rechten zu sehen. Ungarn war lange ein sozialistisches Land und die Bereitschaft sich für eine Firma voll einzusetzen, war nicht sehr ausgeprägt. Dass man für sein Geld gute Arbeit abliefern muß ist sicherlich heute in der Jugend in den Köpfen der Leute vorhanden, aber 2006 oder etwas später, als ich die Firmen gründete, war das noch sehr schwierig. Gib uns mehr Geld und wir arbeiten besser bekam ich zu höhren, was nicht unbedingt den Leistungswillen der Arbeiter unterstreicht. Hinzu kam natürlich , dass nun die "Kapitalisten" aus Deutschland oder Österreich das Geschäftleben mehr und mehr dominierten, was dem Nationalstolz der Ungarn garnicht zu passe kam.
Also war ich oftmals eine ganze Woche in Ungarn, manchmal über das Wochenende. Ich nutzte diese Gelegenheit dann zum kennenlernen des Landes und machmal zur Enspannung in einem Hotel im nahegelegenen Balatonfüred, also am Plattensee , wie er zu deutsch genannt wird. Dort gab es Weinfeste und das Hotel Flamingo, dem ich bis heute die Treue halte und auch noch, kurz vor der Coronakrise ein paar schöne Tage verbrachte, bei gutem Essen und der Benützung des Spa.
Rund um den Plattensee gibt es nette Ortschaften mit kleinen Restaurants, wo man immer noch preiswert essen kann. Was man von der Hauptstadt Budapest, wo ich auch manches Wochenende verbrachte, wirklich nicht sagen kann. In der Nähe der Firma, die in Ajka gelegen ist, gibt es Vezprem mit zwei guten Hotels und excellenten Restaurants, auch wenn das in den letzten Jahren nachgelassen hat mit der guten Küche. Aber Vezprem hat eine schöne Strasse in der Altstadt, die an einer Mauer endet, von der man weit ins Land sehen kann, und natürlich einen rennomierten Handballverein. Da ich auch in der Stadt Wetzlar ein kleiner Sponsor des dortigen Bundesliga Handball Vereines war, organisierte und bezahlte ich ein Treffen in der Halle in Dudenhofen, wo ich als Ehrengast ein Trikot mit allen Unterschriften der Spieler in der Halbzeitpause auf dem Spielfeld überreicht bekam und überstreifen musste.
Zwischen Vezprem und Ajka führte die alte Strasse durch Herend. Diesen Ort kennen die Sammler von teurem Porzellan bestens. Wenn auch alles , kurz nach der Öffnung der Grenzen für ausländischen Investoren billig war, das Porzellan aus Herend war es nie. Die ebenso berühmte Glasmanufaktur in Ajka verkaufte sehr schöne Gläser für wenig Geld und von jeder Reise nach Ungarn musste ich meinen Mitarbeitern in Deutschland Ungarische Salami mitbringen. Heute in Deutschland billiger als in Ungarn.
In Herend hatte ich einmal ein ganz besonderes Erlebnis. Die Manufaktur hat ein Restaurant, das geöffnet wird, wenn man mit einer größeren Gruppe reserviert ,was ich einmal mit Geschäftsfreunden nutzte. Dann isst man auf orginal altem Porzellan, jeder Tisch sein eigenes Design, vom Teller bis zum Serviettenring und der Kaffeetasse und Milchkännchen. Porzellan, das seit jahrzehnten nicht mehr im Umlauf ist, historisches Gefühl kommt dann auf, wie am Hofe einst.



