

DÄGFAN
Wer mit der Abkürzung nichts anzufangen weiß, für den die kurze Erleuterung:
Deutsche
Ärztegesellschaft für
Akupunktur
Neuraltherapie
Die ostzonale Akupunkturgesellschaft, die sich durch die Wende gerettet hat und heute noch immer existiert und eine beachtliche Mitgliederzahl aufweist und, das möchte ich hier hervorheben, weil es ganz außerordentlich gelungen ist, einen schon über viele Jahre am gleichen Ort und an gleicher Stätte gut organisierten Jahreskongress abhält. Das war in den ersten Nach-Wende-Jahren nicht immer so und auf einer – bezw. vor einer solchen Veranstaltung hatte ich eine harsche Auseinandersetzung mit der Gesellschaft. Aber die Vorgeschichte dazu muß ich ausführlich erklären, damit meine Leser das nachvollziehen können und mir gegebenenfalls beipflichten.
Die Geschichte begann noch zu DDR Zeiten und auch viele Jahre vor dem Mauerfall. Meine Akupunkturfirma in Westdeutschland entwickelt sich gut, expandierte nach Österreich, stellte auf Tagungen nicht nur in Deutschland aus, sondern in angrenzenden Ländern, in denen es Akupunkturgesellschaften gab, die Erfahrungen , die ich in Frankreich machte, beschreibe ich in einem anderen Kapitel, und so begann ich darüber nachzudenken, wie es bei unseren “Brüdern“ jenseits des eisernen Vorhangs möglich wäre, dort auf einer Tagung auszustellen. Es war nicht möglich, kurz zusammengefasst, aber es gab Alternativen. Manche Länder des Ostblocks waren nicht so verbohrt wie unsere Deutschen im Osten, zum Beispiel die Tschechen oder die Bulgaren.
Also nahm ich Kontakt mit der dortigen Akupunkturgesellschaft auf, der Präsident war dato Richard Umlauf und so durfte ich einmal auf einer großen Tagung in Prag und später auf einer ebensolchen in Brno ausstellen. Wie es auf diesen Tagungen so zuging, was mir in Erinnerung geblieben ist, erzähle ich später, aber für meine Vorgeschichte zur DÄGFA und meinem Zerwürfnis auf einer Jahrestagung in Jena ist dies der Anfang. Ich lernte auf diesen Tagungen auf der Ausstellung Ärzte/Ärztinnen aus der DDR kennen. Die waren begeistert, vom Westen was zu bekommen, seien es Kugelschreiber, Akupunkturnadeln und besonders im Westen verfügbare Akupunkturliteratur. Und ein paar Bücher zum Verschenken schmuggelte ich unter Prospekten am Zoll vorbei. Damals, man kann sich das heute nicht mehr vorstellen, brauchte es für jeden Grenzübertritt eine Carnet ATA, ausgestellt und abgestempelt von der IHK und dem deutschen Innlandszoll in dem jedes einzuführende Gerät oder Gegenstand aufgeführt werden musste – die Nämlichkeit gesichert sein musste – dass es nämlich nur genau dieses Gerät oder Gegenstand war – bei der Einfuhr – temporärer Einfuhr nur, wurde eine Blatt entnommen und bei der Ausfuhr – man musste alles peinlich genau wieder ausführen, das im Carnet verglichen. Wehe es hat etwas gefehlt, das hat dann unweigerlich zu Stunden – oder tagelangen Diskussionen und Strafzahlungen und Nachverzollungen geführt. Aber ich reiste mit meinen Reisemobil ein und das hatte viele Schränke und verborgene Winkel.
Also machte ich mir, mit meinen Geschenken viele “Freunde“ und was sich in Prag anbahnte, verfestigte sich in Brno und später sogar in Sophia auf einem Weltakupunkturkongress , den die Bulgaren organisierten. So kam ich mit vielen DDR Ärzten in näheren Kontakt, ich ,respektive meine Firma , schickte vielen zu Weihnachten ein Päckchen, Absender war nicht schwa-medico, sondern Dein Neffe Bernd. Sonst hätte der DDR Zoll es kassiert. Das Päckchen war so das Übliche, Schokolade , Kaffee, Shampoon, Nylonstrümpfe, nichts aufregendes, aber immerhin eine kleine Bescherung. Manche Ärzte , zum Beispiel ein Medizinalrat Förster vom Müggelsee – er schrieb nach der Wende machmal kleine Artikel in der Bildzeitung, kontaktierte ich manchmal von Berlin aus, wenn ich in Westberlin geschäftlich zu tun hatte. Das lief dann folgendermaßen ab. Ich fuhr mit der U-Bahn abends zum U-Bahnhof Friedrichstrasse, wechselte dort pflichtgemäß 30 DM in Mark der DDR um und bekam ein Einreisevisum bis 24.00 Uhr. Ich ging dann ins nächste Interhotel . zum Beispiel das Unter den Linden und rief von dort einen der Ärzte an, mit denen ich angeblich befreundet war und dieser kam dann in das Hotel und wir gingen zusammen ins Nikolai Viertel und dort Abend zu essen. Ich hatte ein Akupunkturbuch im Hosenbund eingeschmuggelt – beliebt war eines von Bischko- und der Arzt wollte das Abendessen bezahlen, das ohnehin nur wenige Mark der DDR kostete. Das Problem war eigentlich einen Platz im Restaurant zu bekommen- das fast leer war, aber die Kellner hatten keine Lust zu arbeiten. Ich musste dann meist 5 DM West zücken , das öffnete die Pforten. Aber ich brachte die umgetauschten Mark der DDR nicht los. Ausführen durfte man die auch nicht. Man musste die dem Zoll abgeben und unterschreiben, daß die zinslos auf der Staatsbank der DDR eingezahlt waren. Ich warf die Quittungen dafür immer weg, später, als die DDR umfiel, wären die 2:1 in DM umgetauscht worden, aber wer hat zu dieser Zeit jemals gedacht, daß eine Wiedervereinigung möglich wäre.
Als ich dann schon schlauer war, bin ich , vor dem Treffen mit einem Arzt in eine Buchhandlung gestürmt- es war immer knapp, die schlossen um 18.00 Uhr und habe Bücher gekauft. Irgend was Schönes. Und wenn die DDR in einem top war, dann in dem verlegen von Büchern. Diese waren spottbillig, in super Qualität und man durfte die ausführen, da man dafür eine Quittung hatte. Ich habe Sternenatlanten, Meißner Porzellan, die Singvögel Europas und vieles mehr an tollen Bildbänden erworben, die so was wie DDR Mark 8,29 oder 3,44 kosteten und ich war meine umgetauschten 30 DM sinnvoll los.
Später ,die Wende war gerade ein paar Wochen alt, hatte ich eine zuvor schon per Ausnahme und Beziehung ermöglichte Ausstellung meiner Geräte und Akupunkturliteratur in Greifswald und die , nach solchen Gegenständen ausgehungerten DDR Ärzte kauften meinen Stand leer und bezahlten in Mark der DDR, die ich annahm, da ich die 2.1 hätte umtauschen können. Ich hatte einen ganzen Sack voll DDR Mark und hatte eine geniale Idee. Auf der Tagung stellte neben meinem Stand eine Buchhandlung aus Greifswald aus, die hatten aber leider keine zur Tagung passenden Bücher und machten deshalb keinen Stich , im Unterschied zu mir. Aber ich kaufte denen alles ab, was die so dabei hatten, blieb noch eine Nacht mehr, damit ich am Montag bei deren Präsenzbuchhandlung einkaufen konnte, damit ich die Mark der DDR los wurde.
Ich hatte damals einen Audi 100 und der hing in den Federn von der Last die Bücher im Kofferraum, auf den Rücksitzen und vor dem Beifahrersitz. Und es waren bibliophile Kostbarkeiten darunter . Ich hatte in den Folgejahren allen Bekannten zu allen Gelegenheiten Bücher geschenkt und es gibt noch immer welche davon in meiner Biblithek.
Aber zurück zur DÄGFAN, Präsident war damals Dr. Becke, zu dem ich eigentlich nie ein besonders gutes Verhältnis aufbauen konnte. Aber ich kannte gut den Vize und andere Vorstandsmitglieder. So versuchte ich nach der Wende die beiden Gesellschaften DÄFA (BRD) mit DAÄFAN (ex.DDR) zusammenzubringen, mit dem Ziel eine wirklich gesamtdeutsche Gesellschaft zu schaffen. Ich lud zum Vereinigungstreffen nach Leipzig ein, Präsidenten und Großkopfede beider Gesellschaften, zählte auch meinen Freund Jochen Gleditsch, versuchte Frau Maric Öhler zu überzeugen und mein DDR Freund Otfried Perschke, aber es hat nicht sollen sein. Also gibt es die beiden Gesellschaften noch immer getrennt.
Aber diese kurze Beschreibung meiner engen Kontakte gab es in der Nachwendezeit noch viele und der Support meiner Firma blieb weiterhin hoch.
Und so bauten wir am Vorabend eines der üblichen Jahreskongresses in Weimar unseren Messestand auf, mit drei meiner Mitarbeitern – unter anderem die beiden Regionalleiter der Verkaufes Peter Lorenz , Berlin und Peter Sprenger Leipzig. Als alles so schön stand war noch genügend Zeit, die schon am Vorabend angereisten Ärzte aufzusuchen, die sich in einem Hotel trafen. Also wir gingen hin, und man lies uns nicht rein. Uns, die wir denen im wahrsten Sinne des Wortes über Jahre hinweg Zucker in den ……. geblasen hatten. Es war die Enttäuschung meines Lebens. Es waren eben keine Freundschaften, nein es war das Ausnützen von Beziehungen, die man aus kaltem Kalkül aufrecht hielt.
Ich habe spontan reagiert und noch in der Nacht unseren Messestand wieder abbauen lassen. Und so herrschte einige Jahre totale Funkstille, bis der neue Präsident , Rainer Wander den Weg zur Versöhnung einschlug und einmal muß es eben auch wieder gut sein. Nun ist auch Rainer in Pension, ich eigentlich auch, wir sind eben die Dinos der Gesellschaften, allerdings mit unterschiedlicher Zielsetzung. Und die Jahrestagung , die jetzt immer in Erfurt stattfindet, besuche ich seit Jahren.
Und noch ein kleines Bonmot : Wenn alle Bücher über die Akupunktur geschrieben sind, schreibe ich noch eines über die Akupunkteure, zumindest über deren Präsidenten, angefangen über von Leitner, Nogier, Bischko, Zeitler, Kropej, Umlauf, Bahr, Le Babier, Van Nghi, Kovacs, Ilief, Maric Öhler, Becke, Wander, Gleditsch, Vogelsberger, Strittmatter, Herget und ich kenne noch viele mehr aus meiner langen Tätigkeit als Geschäftsführer von schwa-medico und Sponsor.