
Das Headquarter





Was braucht ein Firmenlenker?
Richtig , ein Headquarter von dem aus er seine Firmen steuert. Aber bis zu dessen Erreichtung war es ein sher weiter Weg. Zuerst war es ein winziger Raum in einem Einfamilienhaus in Neu isenburg in der Carl Ulrich Straße. Die Firma bestand aus 2 Angstellten und meiner Lebensgefährtin. Wir hatten den ersten Stock gemietet. Ein großer Raum , was bestimmt als Wohnzimmer gedacht war fungierte als Büro, die Küche hatte die zusätzliche Funktion einer Kantine und ein kleiner Raum als winziges Büro. Es war aber die Keimzelle der Firma Pierenkemper, schwa-medico und später zahlreicher anderer Firmen. und ich erinnere mich, daß Freunde meiner Lebensgefährtin uns beim renovieren halfen. Ich danke Ihnen hiermit noch auf diesem Weg - danke Franco und Janni. Wir arbeiteten mit sehr sehr viel Engagement und stecken alle Zeit, die wir nicht zum schlafen brauchten in die Firma. Der Gedanke an ein eigenes Büro war schlichtweg abwegig und wir kämpften 2 oder drei Jahre in dieser Wohnung um die Firma expandieren zu lassen. Es gelang uns eine Vebesserung, wir mieteten in derselben Straße ein kleines Einfamilienhaus, mit Keller- spricht Lager, im Erdgeschoß ein großer Raum als Gemeinschaftsbüro, im Obergeschoß ein Raum für den Versand und ein winziges Zimmer, in dem wir lebten um nicht anderswo Miete bezahlen zu müssen. Ein Badezimmer im Keller, was nicht weiter tragisch war, wir waren von allen Angestellten im Dienst und nach allen Angestellten im Bad. Aber wir hatten eine kleinen Garten mit einer Holzhütte. Garten war wichtig, denn wir hatten einen Dackel, lieb und bissig zugleich, wie es eben Dackelart ist. In diesem Räumen blieben wir viele Jahre, wir bekamen mehr Angestellte, die alle irgendwie noch in den Räumen einen Platz fanden. Wir hatten einen Fernschreiber, ein Gerät, an das sich nur ältere Mitbürger noch erinnern können, der gelbe Lochstreifen erzeugte, mit dem man Dokumente an andere Firmen übersenden konnte. hightech zum damaligen Zeitpunkt. Geschäftlich konzentrierten wir uns mehr und mehr auf die Medizintechnik und hatten bereits zwei Firmen, die sich auf dem Spezialgebiet der Medizintechnik für die Ausübung der Akupunktur spezialisiert hatten.
Aber die Umsätze in der Medizintechnik ernährten nicht unsere Firma, Dazu brauchten wir einen Verdienst, der sich mit möglichst kleinem oder besser noch keinem Kapitaleinsatz erzielen ließ. Also zählte die Idee und die Beharrlichkeit. Wir suchten kleine oder mittlere Firmen in Frankreich und boten denen an, für sie und ihre Produkte einen Partner in Deutschland zu suchen. Damals war es für kleine Firmen nicht einfach, zu exportieren und die Franzosen sprachen so gut wie nicht deutsch, wir aber umso besser.
Wir boten unsere Dienste kostenlos an, nur im Erfolgsfall wollten wir fünf Jahre lang 2 bis 3 % von erzielten Umsatz als Provision.
Dabei waren wir nicht auf eine spezielle Branche fixiert, alles was uns Einkommen zu bringen versprach wurde bearbeitet. Ich will garnicht mehr beschreiben, was wir alles versuchten, manchmal mit gutem, manchmal eben auch ohne Erfolg. In einer Branche waren wir gut erfolgreich und das resultierte aus der Tatsache, daß in Frankreich viel Käse gegessen wird und bei der Herstellung Molke als Abfallprodukt anfällt. Diese kann nciht einfach in die Flüsse abgeleitet werden und der menschliche Konsum an Molke ist bescheiden, vergleichen mit den anfallenden Mengen. Also wird die Molke zum Pulver versprüht und als Trockenpulver vermarktet. Große Abnehmer dafür sind die Futtermittelhersteller und die bearbeiteten wir ganz erfolgreich. Es gab in Deutschland nur eine Handvoll großer Hersteller und wenn wir einen Kontrakt an ein französisches Milchwerk vermitteln konnten, waren das immer ganze LKW Ladungen, sodaß dafür auch gut Provision anfiel. Wir bauten das Gechäft aus, vermarkteten Milchzucker, Kasein und richtiges Milchpulver, Abnehmer waren Schokoladehersteller , und andere Lebensmittelfirmen. Das Geschäft war aber abhängig von Grenzabschöpfungsabgaben, einen Gemeinschaftsmarkt gab es noch nicht, sodaß wir uns nicht langfristig und kontinuierlich ein Geschäft aufbauen konnten, aber zur Anschubfinanzierung unserer Firmen war es gut. Meine Partnerin und spätere Mutter dreier meiner Kinder hatte Kontakte zu einem französischen Verlag in Metz und bekam da gelegentlich Übersetzungen- sie war von Hause aus Diplomübersetzerin und hatte in Heidelberg studiert. Das trug ebenfalls zu Finanzierung unserer Firma bei, wie auch Messetätigkeit für eine Pariser Firma, die feine Ledertaschen und Etuis auf der Frankfurter Messe anbot und wo wir Standaufbau und Standdienste leisteten. Es war eine harte Zeit, aber die geschäftlichen Besuche in Frankreich waren Highlights im Stress und ich erinnere mich an manche Gegebenheit aus dieser Zeit. Wir fuhren einen alten VW Bulli, den ich selbst zum schlafen und wohnen hergerichtet hatte und wir fuhren damit die weiten Strecken bis in die Normandie und in die Gironde. Meine Partnerin und ich konnten den Fahrer im fahren wechseln, wäre heute bei den Verkehrsverhältnissen ummöglich, aber wir waren jung und glaubten an uns. So kamen wir spät nachts in Lisieux , einer für den Camenbert berühmten Stadt in der Bretagne an und stellten uns, übermüdet wir wir waren auf einen großen Parkplatz in der Stadtmitte. Als wir des morgens aus den Fenstern schauten, waren wir umgeben von Marktständen. Wir mussten bis Nachmittags warten, bis die Stände wieder abgebaut waren, aber Niemand war uns böse. Wir wurden nicht abgeschleppt oder beschimpft, die Marktstände wurden einfach um uns herum gebaut. Es war eben noch eine andere Zeit.
Aber wir konzentrierten uns mehr und mehr auf den Vertrieb von Akupunkturgeräten und Zubehör, das wir von einer Firma aus Lyon kauften und in Deutschland vermarkteten.
Wem aber kann man Akupunkturequipement verkaufen? Nur einem Arzt oder einer Ärztin, die diese Therapieform auch beherrschte. Davon gab es leider nur eine begrenzte Anzahl, die wir aber dadurch steigerten, indem wir die Theorie mit verkauften, indem wir Akupunkturkurse organisierten und und und so unsere Kunden erzeugten. Wir suchten geeignete Referenten, die wir in Österreich fanden, wo es ein renomiertes Institut - das Bolzmann Institut für Akupunktur in Wien in der Mariannengasse gab. Der Leiter war damals Prof. Johannes Bischko, zu dem ich ein gutes Verhältnis aufbauen konnte und er lieh uns seinen Spezialisten für die Ohrakupunktur Dr. Helmut Kropej, für den wir in den folgenden Jahren viele Kurse in großen deutschen Städten organisierten.
Ich entwickelte ein neues Konzept für diese Kurse , die immer an den Wochenenden statt fanden und 16 Stunden Kurs beinhalteten. Dr. Kropej, mit dem ich später gut befreundet war, konnte nicht die ganze Zeit abdecken, mehrere Referenten hätten das Budget aber gesprengt. So suchte ich an der Frankfurter UNI Studenten im höheren Semester, bot denen eine Woche Intensivausbildung am Boltzmanninstitur für Akupunktur in Wien an und Kropej stimmte sich mit denen ab, sodaß auf immer eine Stunde Vortrag eine Stunde praktische Übungen zu den eben Vorgetragenen folgte. Das Konzept war genial, denn es wurde immer mit Geräten geübt, die dann auch zum Verkauf angeboten wurden und das Konzept ging voll auf.
Ich möchte hier den damaligen Studenten im Nachhinein Dank sagen und sie hier namentlich erwähnen. Sie sind alle gute Ärtzte /Ärtztinneb geworden zu denen ich noch heute Kontakt habe, bis auf eine, die sich der platischen Chirurgie verschrieb und die früh an Krebs verstarb. Mit Frau Dr. Hanne Tischer, Prof. Peter Brenner, Dr. Michael Behrens verbindet mich noch heute, 35 Jahre danach ein herzliches Verhältnis.
Dann bekamen wir Konkurrenz in Form einen Arztes aus München, der sich ebenfalls berufen fühle, die Akupunkturlehre zu verbreiten. Er stellte uns vor die Alternative, bei seinen Kursen unsere Akupunkturgeräte zu vertreiben, wenn wir die Durchführung eigener Kurse einstellten. Wie haben wir darauf regiert: Wir gründeten einfach eine zweite Firma und blieben weiterhin erfolgreich.
Die Akupunkkturgeräte importierten wir weiterhin von einer Firma aus Lyon, Akupunkturnadeln stellten wir aber selber her, waren sicherlich die Einzigen, die außerhalb Chinas Akupunkturnadeln im industriellen Maßstab herstellten. Auf die Befestigung des Griffes hatte ich sogar ein Patent eintragen lassen.
Also hatten wir die Firma Pierenkemper mit Sitz in Neu Isenburg und die zweite Firma, die wir in Windeseile gründen mußten. Wir suchten einen Firmensitz und meine Eltern stellten mir in ihrem großen Einfamilienhaus einen Raum zur Verfügung. Ein griffiger Name musste her. Und diese Geschichte muß ich ausführlich darstellen, denn danach wurde ich bestimmt schon hunderte Male gefragt. Die Firme heißt schwa-medcio und ich wurde schon des Öfteren gefragt, ob ich der Herr Schwa sei. Nein, die Anmeldung lautete vor über 40 Jahren auf "Schwarzwald medizinischer Apparate Vertreib GmbH" Nur leider ließ die Industrie und Handelskammer da nicht gelten. Ich sollte darlegen, daß ich die größte, oder die wichtigste oder die was auch immer ... Firma im Schwarzwald sei, wenn ich mich an den guten Namen des gleichnamigen Waldes anhängen wollte. Nur leider hatte ich es eilig mit der Eintragung und so vekürzte ich auf schwa - medico. In der Gewissheit, dass ich bald die wichtigste Akupunkturgesellschaft im Schwarzwald sein werde und dann den vollen Namen eintragen ließe. Die Firma wurde tatsächlich wichtig, in den Glanzzeiten beschäftigte sie über 500 Mitarbeiter in der Medizintechnik, aber erstens wurde der Firmensitz aus dem Schwarzwald weg nach Frankfurt Bornheim verlegt und zweitens waren soviele Marketinginformationen unter dem Namen schwa-medico publiziert, sodaß die Umbenennung nur Nachteile gebracht hätte.
Aber zu einem Headquarter hatte es immer noch nicht gereicht. Das kam dann Jahre später im Westerwald, als die Firma eine eigene Produktion aufbaute, aber soweit war es noch nicht.
Im Westerwald entstand dann die Fabrikation und später auch die Entwicklungsabteilung. wir hatten zwei Firmen, die schwa-medico als Handelsfirma und die Pierenkemper GmbH als Fabrikations- und Entwicklungsfirma.
Ursprünglich war meine Partnerin Waltraud Pierenkemper die Mehrheitsgesellschafterin der Firma Pierenkemper und ich der Mehrheitsgesellschafter der Firma schwa-medico. Aber aus Praktikabilitätsgründen haben wir die jeweiligen Gesellschftsanteile getauscht, sodaß Jeder seine eigene Firma hatte. Die Aufteilung der Geschäftsfelder blieb aber die Gleiche. Meine Partnerin bliebt die Finanzhoheit über beide Firmen und ich war für das operative Geschäft beider Firmen zuständig und blieb das bis zur Übertragung der Geschäftanteile an meine Kinder.
Die Firma expandierte in den folgenden Jahren stark, insbesonders auf dem Gebiet der Elektrostimulatoren , die in der Schmerztherapie gebraucht wurden. Der Platz in den ersten Gebäuden wurde zu klein, es wurden Gebäude gekauft oder neue errichtet und ein Fabrikationshalle dazu gemietet. In diesem Zuge kam ich dann zu einem headquarter.
Gegenüber den ersten Gebäude in dem kleinen Ort Daubhausen befand sich ein uraltes Bauernhaus mit einem dazu gehörenden Grundstück. Die Bauersleute waren schon sehr alt und wir hatten ein nettes Verhältnis zueinander. Aber , wie es bei sehr alten Leuten dem Ablauf der Zeit entspricht, verstarben zunächst die Bäuerin , später auch der Bauer und wir erwarben das Anwesen. Das alte Bauernhaus war nicht zu gebrauchen, Schimmel hatte sich schon im Fachwerk ausgebreitet und so rissen wir es ab, ich hatte damals schon einen kleinen Trupp angestellte Handwerker, Maler und Gärtner, die tatkräftig mit anpackten. Ein großer Bagger versuchte die Wände einzudrücken, aber ein altes Fachwerk ist schon sehr widerstandsfähig. Es bedurfte vereinter Kräfte und den Einsatz von Motorsägen, das Haus umzulegen und den Schutt fein säuberlich in verschiedene Container zu sortieren.
Ärger am Rande: Es war viel Mühe alles in die verschiedenen Container zu sortieren, Holz, Lehm und Steine, alte Wasserleitungen, Isoliermaterialien, Ziegel . Es wurde in die Kreismülldeponie gefahren, gewogen und in dieselbe Grube abgekippt, ich musste nur verschieden bezahlen.
Aber auf dem Gelände des alten Bauern entstand dann ein wunderschöner Garten, ein großer gepflästerter Parkplatz, eine Vierfachgarage mit einem 40 KubikmeterÖltank darunter und mein Headquarter.
Und dieses Haus wahr sehr speziell. Ebenerdig zwei Büros, Toilettenanlage und im hinteren Teil verdeckt durch eine Holzverkleidung und einer nicht sichtbaren Türe einen Atomschutzbunker. Ich wollte eigentlich einen Tersorraum haben, wie ihn die Banken haben für Schließfächer. Gedacht für die sichere Aufbewahrung und den zentralen Server, aber die Baupläne , wie ein solcher Tresorraum zu konstruieren sei, waren nicht zu erhalten. Der Bauunternehmer hatte dann die Idee einen Atomschutzbunkter zu bauen, der ist vermutlich auch einbruchsicher und wurde dann auch von der hessischen Landesregierung noch etwas bezuschusst. Musste aber eben die Anforderungen an einen Schutzbunker erfüllen, Doppeltüre, Lufteinlass durch Sandfilter usw. Er war rundum aus 60 cm dickem hoch eisenbewährtem Beton gefertigt und ich legte heimlich einen kleinen Styroporblock in die Schalung, damit ein Durchbruch für Kabel möglich war. Der Raum erfüllte seinen Zweck, er nahm den Server auf und die sensiblen Akten und Baupläne für neue Gebäude. Der Server stand im kühlen Kellerraum , staubgeschützt und einbruchsicher.
Auf der Betondecke ließ ich die Chefbüros errichten, einen zentralen Konferenzraum und eine Küche. Das ganze obere Stockwerk wurde von finnischen Zimmerleuten aus Holz errichtet, war urgemütlich und leicht zu heizen, leider aber nicht kühl im Sommer. Dafür konnte man in den herrlichen Garten sehen und auch sich dort in der Mittagspause aufhalten, er hatte parkähnlichen Charakter.
Jedes Büro hatte ein eigenes Design, Schreibtisch, Regale ,Schränke von mir in einem Stecksystem entworfen und immer in zwei verschiedenen Hölzern realisiert. Mein Büro war aus Akazie und Ebenholz, also gelblich und schwarz.
Leider hat mein Sohn als mein Nachfolger dieses geniale Haus nicht für sich als Chefsitz benützt und meine Partnerin, auf deren Namen es eingetragen war, verkauft, was mir heute noch Stiche ins Herz versetzt , denn ich hing sehr daran. Der parkähnliche Garten mit exotischen Bäumen, einem Teich mit künstlichem Bachlauf , Bambusinseln und einem Tiefbrunnen war mein Design. Aber das einzig beständige ist die Veränderung hat ein kluger Mann oder Frau einmal geschrieben und das ist sicherlich höhere Weisheit. Veilleicht wäre eines meiner Kinder mit Familie später dahin gezogen, aber das bleibt eben nur ein Traum und die Enkel werden nie die Geschichte des Atomschutzbunkers des Großvaters erfahren.