
Die Zeit mit Gerti
Es begann in Kurhausgarten in Wiesbaden. Ich war damals auf der Chemieschule Fresenius und an einem schönen Somerabend ging mein Studienkollege Horst, er ist mittlerweile schon lange tot, und ich zum Sommerfest des Kurhauses. Es war eine romantische Stimmung, Tische unter den Bäumen, plätschernde Springbrunnen und sanfte Musik zum Tanzen, wie sie damals en Vogue war. Mein Freund Horst war kein Tänzer, er hatte eher das Durst löschen im Sinn, er war als einer der wenigen meines Semesters finanziell nicht all zu knapp versorgt, das war für ihn kein Problem, mir stand der Sinn eher nach Kontakten zum anderen Geschlecht und die Kurhausnacht war dazu wie geschaffen. Heute nennt man das wenig prosaisch anbaggern, damals war man viel romantischer und eben sanfter und kam eher auf anbahnen von einer Beziehung oder kennen lernen.
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Es fand sich auch ein geignetes Pendant, ein hübsche Jüngere mit einer netten , etwas älteren Schwester. Tanzen war der Gesprächseröffner, ich machte wohl beim ersten Mal nicht den größten Eindruck, ich hätte viel zu große Schritte gemacht beim Tanzen, wurde mir später gesagt, als wir schon längst verheiratet waren, aber trotzdem oder vielleicht deswegen haben wir uns danach getroffen, mit der jüngeren Schwester, die altersmäßig auch zu mir gepasst hat und es wurde eine sehr gute Beziehung mit späterer Heirat daraus. Aber das war erst Jahre später.

Wir lebten in Wiesbaden, während meines Studiums in verschiedenen Wohnungen, die eigentlich nur aus je einem Zimmer bestand. Wie sich als günstig herausstellte , wohnte sie nicht weit von mir bei einem älteren Ehepaar, das aus Berlin nach Wiesbaden gezogen waren und die uns ins Herz geschlossen hatten. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Beiden, sie hießen Pawlowski und sie war deutlich älter als ihr Mann und sehr kräftig aber mit einer etwas rauhen Berliner Herzlichkeit. In deren Wohnung hatte meine Gertrud - aber für und von allen nur Gerti - ein möbliertes Zimmer gemietet und sie arbeitete als Arzthelferin bei einem Proktologen. Ich musste meine Zeit dem Studium widmen, aber es blieb trotzdem genug Muße, daß wir eine intensive Beziehung führen konnten, die geprägt war von vielen und ausgedehnten Spaziergängen und manchmal einem Minigolfspiel, wenn wir uns das leisten konnten, halt in der ersten Monatshälfte in der auch das Geld noch für ein Busticket reichte. Aber Geld war nicht so wichtig und für einfaches Essen reichte es immer noch bis zum Monatsende, auch wenn es dann nur noch Bartkartoffeln gab und ich eben eine Stunde zu Fuß zum Institut gehen mußte.
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Die Studentenzeit war unbeschwert, meine Prüfungen bestand ich ohne Ängste, wenn auch nicht immer mit Bestnote und wir trafen uns, das Semester hatte einen super Zusammenhalt, im Paulaner oder irgendwo beim "Äppelwoi". Und meine Gerti war immer dabei und als wir uns nach 50 Jahren wieder trafen, war sie auch dabei , sie war eine der Unseren.
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Aber auch diese schönen Jahre gingen irgendwann zu Ende, ich musste zum Bund und meine Gerti zog zu meinen Eltern in das alte Bauernhaus in Binzen.
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Die Zeit beim Bund war weniger lustvoll, das soll sie wohl auch nicht sein, steht oder stand damals die Verteidigung des Vaterlandes im Ziel, es war der kalte Krieg und auf der anderen Seite standen die Panzer des Wahrschauer Paktes, die uns bedrohten, zumindest war das die Losung.
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Der Beschreibung der Wehrdienstes widme ich ein eigenes Kapitel, waren es doch zwei Jahre, abzüglich ein paar geschenkten Tagen, es war üblich , etwas vorzeitig entlassen zu werden. Während dieser Bundeswehrzeit heiratete ich auch meine Gerti, ganz unromatisch an einem Nachmittag in Bruchsal in der Ausgehuniform und so wurde aus Gertrud Gerle die Gerti Kreutner, der Termin ist mir im Gedächtnis haften geblieben, denn es war zuerst der 1. April im Gespräch. Da es aber nicht als Aprilscherz gedacht war, heirateten wir dann am 4.4.66, ein Datum, bei dem es jedem Chinesen grausen würde, aber das weiß ich erst heute. Die Ehe hatte auch lange Bestand, wir lebten über 10 Jahre zusammen- schöne Jahre und das ist nicht eine Aussage, die ich mache , weil das Gehirn die Tendenz hat, nur Angenehmes zu speichern , und wir trennten und blieben Freunde bis heute. Wir waren auf dem Papier noch lange ein Paar und hätten fast die silberne Hochzeit geschafft und wir haben in dieser Zeit immer noch vom gemeinsamen Lohnsteuerjahresausgleich profitiert.
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Aber zwischen dem kennen lernen und der Trennung lagen gute Jahre und auch nach der Trennung blieb der Kontakt erhalten und tut das bis heute. Auf meiner Hochzeit mit meiner zweiten Ehefrau war sie mit ihrem neuen Ehemann anwesend, was beileibe nicht selbstverständlich ist und wofür ich ihr große Anerkennung zolle. Auf die guten Jahre möchte ich genauer eingehen. Während meiner Bundeswehrzeit lebten wir in einer Miniwohnung, eigentlich nur in einem Zimmer und einem Bad mit einem Holzofen darin zum erwärmen des Badewassers in Bruchsal in der Steinackerstraße unweit der Dragonerkaserne, die für mehr als ein Jahr meine "Arbeitsstätte" war. Trotz der bescheidenen Verhältnisse waren wir mit unserem Leben sehr zufrieden, meine Gerti fand einen Job im Drahtlager der Firma Siemens und ich war eben beim Bund angestellt. Es reichte sogar , um ein kleines Auto zu kaufen, natürlich auf Raten und es kostete 4000 DM, es waren eben andere Zeiten, ein Liter Benzin kostete 45 Pfennig. Der kleine Citroen, Ente genannt , hatte 18 PS und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 95 km/h, was oftmals nicht ausreichte um auf der Autobahn einen LKW zu überholen, aber wir hatten es ja auch nicht eilig. An dienstfreien Wochenenden fuhren wir oftmals zu meinen Eltern an die schweizer Grenze und wurden immer mit einem Spankorb voll eigenen Obst und Gemüse aus dem Garten meiner Eltern belohnt, was uns in der damaligen Zeit gut geholfen hatte. Die Ente war multifunktional, man konnte an einen Waldrand fahren, sie war sehr geländegängig, da sehr leicht mit Vorderradantrieb, das Schiebedach, das eigentlich nur eine Stoffplane war, die man aufrollen konnte, geöffnet und man nahm , es war nur ein Griff, die Vordersitze heraus als Gartenstühle. Die Krückstockschaltung war unproblematisch, man musste beim schalten Zwischengas geben und wenn die Batterie schwach war, es war nur eine 6 Volt Batterie, dann nahm man einfach die Kurbel aus dem Kofferraum und startete den Motor bei Hand. Es war eben noch ein richtiges Auto und ich sehne mich manchmal danach zurück, wenn ich die Motorhaube meines derzeitigen Fahrzeuges öffne und nicht einmal mehr den Anlasser identifizieren kann.

Die Bundeswehrzeit ging dann doch zu Ende, die letzten Monate zogen sich wie Gummi und der Abschied, Ausmusterung genannt, kam dann doch . Als Zeitsoldat bekam in eine kleine Abfindung, meine Frau kündigte den Job bei Siemens und mit einem Studienfreund machten wir uns auf gen Süden, um endlich wieder Freiheit zu genießen. Gen Süden war der Tatsache geschuldet, daß die Ausmusterung im Monat September stattfand und in den nachfolgenden Monaten es kalt werden würde und eben weniger kalt in Portugal und Spanien. Wir wählten das Auto meines Freundes, es war geringfügig geräumiger als meine Ente , es war ein Renault R4. Wir drei, mit Zelten, Benzinkocher und einem selbstgebastelten Klapptisch zogen los, Rückkehr war fürWeihnachten geplant. Es hatte schon machmal Abendteuercharakter, die Campingplätze waren meist schon geschlossen und wir öffneten die Schranke an Eingang selbst und mit etwas Nachhilfe mit meinen Bundeswehrspaten, der mir auf unerklärliche Weise bei meiner Ausmusterung übrig geblieben war, eine Toilettentür oder einen Waschraum. Wir hatten viele Orte besuchen können, die heute verschlossen sind, die Höhlen von Altamira mit ihnen steinzeitlichen Wandmalereien, wir konnten von Spanien aus, Gibraltar besuchen und die Affen auf den Felsen füttern, wir badeten in den hohen Wellen von Nazareh, aßen Sardienen mit portugiesischen Fischern, wallfahrten nach Fatima, Lisabon , Algarve, Cadiz, Andalusien mit der Alhambra und dem Gereralive und machten uns Mitte Dezember langsam auf gen Norden, wobei wir in unseren Zelten schon mächtig kalt hatten. Andorra mußte noch sein und dann zügig nach Binzen, wo wir früh morgens gegen 04.00 Uhr bei meinen Elteren auf den Hof fuhren, uns splitternacht auf dem Hof auszogen, ins Haus gingen um zu douschen. Warum denn dies?
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Das hatte etwas unangehme, oder sogar schmezhafte Ursachen und wir litten manchmal mehr, manchmal weniger unter schmerzhaften roten Flecken auf der Haut, besonders im Bereich des Hosenbundes. In Portgal gab es auf einen Campingplatz, der noch geöffnet war, Miethütten. Diese sahen nett aus, waren nicht teuer und wir beschlossen, uns diesen Luxus, nach so vielen Zeltnächten einmal zu gönnen. Schleppten wir unsere Schlafsäcke in die Hütte und kochten auf einen richtigen Herd und aßen an einen richtigen Tisch. ich erinnere mich nicht mehr genau an den Ort, aber er muß nördlich Lisabon gelegen haben. Nach ein oder zwei Tagen klagte zuerst Gerti übe rote Flecken auf der Haut, die sich entzündeten und juckten. Später hatte auch Werner und ich solche Placken, wenn auch nicht so ausgeprägt wie meine Frau. Es wurde schlimmer und wir waren so beunruhigt, dass wir einen Arzt in Lisabon aufsuchten, der sehr schnell die Ursache erkannte. Die Kommunikation war nicht einfach, wer kann schon Portugiesisch, aber little animal , und DDT verstand ich schon. Also kauften wir DDT Puder, heute bestimmt als Substanz verboten, aber damals das Mittel der ersten Wahl gegen Flöhe. Wir puderten unsere Schlafsäcke, aber wir mußten diese ja auch des Abends wieder verwenden, es war alles nicht einfach und wir wurden die Flöhe nie mehr richtig los. Wahrscheinlich lebten auch welche in den Stoffsitzen unseres Autos , in den Fußmatten und auch in der Reservekleidung. Auch wiederholtes pudern verminderte die Anzahl der Stiche, aber ganz wurden wir diese Plage nicht mehr los . Also zurück in Deutschland wollten wir nicht riskieren, diese Tierchen ins Haus zu schleppen. Deshalb die Aktion mit dem nackt ins Haus gehen und sofort douschen . Die Decken und Schlafsäcke hingen dann den ganzen Winter über auf den Holzspeicher meiner Eltern, im Frühjahr war alles rein.
In Janaur fing ich dann in Basel an zu arbeiten bei er Firma Hoffman La Roche in einen Forschungslabor, in dem Substanzen für neue Medikamente entwickelt wurden. Ich hatte nette Kollegen und Hoffman La Roche war ein guter Arbeitgeber. Meine Frau fand ebenso eine Anstellung in Basel und wir konnten zusammen zur Arbeit fahren in unserer Ente, die noch lange gute Dienste tat.
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Wir fanden Kontakte , meist über die Arbeitskollegen meiner Frau und gingen an den Wochenenden die Schweiz bereisen, besonders viel wandern im Hochgebirge. Die Schweiz war schon damals ein wunderbares Land zum Erleben der Natur, die vielen Seen sind Highlights im Sommer, fürs zelten an den Ufern und zu baden, wer kaltes Wasser mag. Aber das Wandern von Hütte zu Hütte im Hochgebirge ist etwas besonderes, wenn man mit Rucksack in sicheren Schritten die Bergpfade hochsteigt, jeden Schritt mit Bedacht gewählt und die Sonne im Rücken, die erbarmungslos auf einem niederbrennt und den Wasservorrat im Rucksack langsam dahinschmelzen lässt , Schluck für Schluck.
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Über verlängerte Wochenenden, Pfingsten zum Beispiel trafen wir uns mit Semesterkollegen zum wandern in deutschen Mittelgebirgen, im nördlichen Schwarzwald, im Pfälzer Wald und einmal in den Vogesen. So blieb der Kontakt zu vielen Komilitonen erhalten und er ist es bis heute geblieben, wo wir alle schon Rentner oder Pensionisten sind.
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In Binzen wohnten wir inzwischen in einem Haus am Berg, das meine Eltern neu haben errichten lassen auf eigenen Grund, außerhalb der Dorfgrenze. Das alte Bauernhaus mit dem großen Garten hatten sie verkauft um damit den Grundstock zu legen für den Neubau. In diesem Haus gab es eine Wohnung, die vom Garten aus ihren Eingang hatte, meine Wohnung , und die Wohnung meiner Eltern, deren Eingang auf der Bergseite lag. Im ersten Jahr waren wir umgeben, von Erdhaufen aus der Bauzeit und hatten keine befestigte Strasse. Die Kanalisation und den Strom mussten wir auf eigene Rechnung vom Dorf zu unserem Haus am Berg legen lassen und waren umgeben von Äckern . Wir legten nach und nach den Garten an, umgaben das Haus mit einem Zaun, schon wegen der Hunde, meine Eltern hatten einen Dackel, wir einen Cocker Spaniel. Die Wohnung war schön gelegen und wir konnten von unserer Terasse bis nach Basel sehen. Es war eine Zustand , der eigentlich idealer nicht sein konnte, aber trotzdem schlichen sich Misstöne ein zwischen meiner Mutter und meiner Frau. Es war nichts gravierendes, immer waren es beide Seiten , die es nur gut meinten. Für meine Mutter war ich aber eben noch immer ihr Sohn, für meine Ehefrau eben ihr Mann.
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Und die alte Weisheit sagt, wohne nicht bei Deinen oder Ihren Eltern und auch nicht so nahe, dass der Besuch permanent ohne Vorwarnung stattfinden kann. Wir zogen dann in eine kleine Stadt nördlich von Frankfurt in ein gemietetes Reihenhaus. Aber das hatte dann auch berufliche Gründe und Niemand musste sich verletzt fühlen wegen unseres Auszuges.
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Ich arbeitete im Forschungslabor der Pharmafirma und in diesem entstanden täglich neue Substanzen, einfach zwangsweise auf dem Weg zu einem großen Ziel - der Synthese eines Muränengiftes. Viele Reaktionen liefen nicht in die gewünschte Richtung und es entstanden neue Substanzen , ungewollt und unaufgeklärt in ihrer chemischen Struktur. Eigenschaften nicht bekannt und möglicherweise hoch toxisch.
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Ich entwickelte eine nicht bakteriell bedingte Leberentzündung - eben möglicherweise von einer solchen neuen Substanz, und da das nicht aufzuklären war, bot sich nur der Weg , das Labor für eine gewisse Zeit zu verlassen. Ich fand einen Anstellung bei einer Firma die Kaffee und Mayonäse herstellte, also nichts , was Leberentzündungen hervorrufen kann. Ich war der Laborleiter des Kaffeelabors und meine Aufgabe bestand darin, Rezepturen für den Kaffee mit dem immer gleichen Geschmack aus dem immer verschiedenen Naturprodukt Kaffeebohnen zu entwickeln. Dazu hatte ich mehrere Laboranten und ich trug eigentlich nur die Verantwortung. Es mag für manche Leute ein Traumjob sein, bezahlt zu werden für fast nichts zu tun, aber für mich war das absolut untragbar. Mit dem Kollegen aus der Mayonäseabteilung - er war Zürcher und sagte nicht Sie sondern Ihr zu mir, entwickelten wir ein kontinuierliches Röstverfahren für Kaffeebohnen, aber es wurde nur eine Pilotanlage gebaut, man blieb bei den großen Chargenöfen. Ich machte allerlei Versuche mit Ausschußkaffeebohnen, um zu beweisen, daß die herkömmliche Bewertung von Rohkaffee nicht zielführend ist, es wurde publiziert und hat den Kaffeeröstern sicherlich gute Gewinne eingebracht, konnten sie doch fortan minder bewertete Chargen aufkaufen und trotzdem den erwarteten Kaffeegeschmack erzeugen, aber es war trotzdem nach nicht mal einem Jahr unmöglich für mich , diesen lauen Job weiter zu führen.
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Ich bewarb mich bei der deutschen Niederlassung eines italienischen Chemiekonzern mit Sitz in Frankfurt und bekam die Stelle. Ich war der Anwendungstechniker, der zwischen den italienischen Werken und den deutschen möglichen Kunden das Wissen um die Produkteigenschaften vermittelte.
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Es war für mich eine neue Herausforderung. Bisher hatte ich Chemie immer in Verbindung mit einem Labor gelebt, nun auf einmal hatte ich die praktische Anwendung von im Labor und später industriell hergestellter Chemieprodukte vor Augen. Ich war zuständig für Produkte, die irgendwie auf Basis Äthylenoxids entstanden und durch Polymerisierung desselben zu Produkten wurden, die , je nach Grad der Polymerisierung die verschiedensten Produkteigenschaften entwickelten. Entsprechend variantenreich war auch deren Anwendung, was für mich bedeutete, mich in den verschiedensten Branchen zu bewegen. In flüssiger Form waren das hochwärmebeständige Substanzen, die in den verschiedensten Bädern eingesetzt wurden, wo hohe Temperaturen benötigt wurden. Es konnten Additive von Motorölen sein, Hydraulik Flüssigkeiten in Baggern oder Bäder für elektronischen Bauteile. In fester Form waren die Produkte wachsartig, Verwendung in der Kosmetik oder Medizin als Träger von Wirksubstanzen. Später gehörte zu meinem Einsatzgebiet auch die Harnstoffharzleime, die in der Spanplattenindustrie zu hunderten von Tonnen gebraucht wurden. Ich reiste durch ganz Deutschland, ich hatte ein schnelles Auto, wie alle meine Kollegen, die im Außendienst arbeiteten, denn wir konnten uns unsere Geschäftswagen selbst aussuchen, die Firma gab uns dafür einen zinslosen Kredit.
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Ich fuhr einen Porsche 914, eine gemeinsame Entwicklung von VW und Porsche mit einem Mittelmotor und einen Kofferraum vorne und Kofferaum hinten. Was mir machmal Ärger beim Grenzübertritt in die Schweiz einbrachte. Damals waren die Grenzen nicht so offen und man musste beim Zöllner anhalten, der , misstrauisch das exotische Auto betrachtend forderte: Machen Sie mal den Kofferraum auf. Und ich zurückfragte welchen.
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Ich wohnte in der ersten Zeit meiner Tätigkeit für die deutsche Niederlassung der Montecatini Edison Firma in einem Zimmer bei einem Studienkollegen in Okriftel bei Frankfurt und fuhr immer an den Wochenenden zurück zu meiner Ehefrau nach Binzen, einen kleinen Dorf an der schweizer Grenze. Das war aber zur damaligen Zeit kein Problem, einmal auf der Autobahn schaltete ich in den fünften Gang und am Ende der Autobahn. kurz vor Basel an der Ausfahrt wieder herunter, für die 320 km brauchte ich weniger als 2 Stunden, die Strecke von Büro in Frankfurt bis zur Auffahrt West und die Distanz von der Ausfahrt bis zur Wohnung noch eingerechnet und das Benzin kostete 45 Pfennig der Liter. Manchmal tankte ich in Basel, dort kostete es nch weniger. Autofahren machte noch richtig Spass, insbesonders wenn man ein Sportwagen sein eigen nennen durfte, der wie ein Rennwagen aufgebaut war. Der zwar die Ohren des Fahrers malträtierte, denn der Motor war direkt hinter den Fahrersitz, aber es gab ein abnehmbares Dach, das genau in den Kofferaum passte und man konnte den Fahrtwind sich um die Nase wehen lassen und die Windgeräusche mischten sich mit dem Motorenlärm. Der Verkehr war mäßig und Geschwindigkeitsbegrenzungen gab es nicht, auch nicht auf den normalen Straßen außerhalb der Ortschaften.
Die Tätigkeit machte Spass, ich konnte viel bewegen, meine Reisetätigkeit führte mich auch oftmals nach Italien zum Firmensitz in Mailand und weiter in die verschiedensten Produktionsstandorte in Italien. Ein Flug von Frankfurt nach Mailand war damals noch etwas Besonderes und der Frankfurter Flughafen war noch sehr überschaubar mit einen einzigen alten Terminal. Ich musste meine Tätigkeit selbst entwickeln, es gab keine Vorgaben und so lernte ich von meiner Sekretärin, die gut italienisch sprach auf etwas italienisch sprechen. Ich fand auch das Leben im Großraum Frankfurt sehr anregend und so mietete ich für meine damalige Gattin und mich und unseren Hund Tipsy, einen schwarzen Cockerspaniel ein Reihenaus nördlich von Frankfurt in einem Ort namens Okarben. Meine Frau, gelernte Artzhelferin fand eine Halbtagstelle bei einer Ärztin für Naturheilverfahren in Frankfurt, wir hatten einen kleinen Garten und eine Doppelgarage für unser zwei Autos. Es war eine schöne Zeit, aber eigentlich zu ruhig für mich, der ich immer nach neuen Herausforderungen suchte.