
Huang shan - gelbe Berge

In der ersten Zeit war mein Aufenthalt in China temporärer Natur, einige Monate Deutschland - sich um die Belange der Firmen in Europa sich kümmern, wobei ich eine Geschäftsführerin eingesetzt hatte, die die Basisarbeit zu erledigen hatte, Martina Stamm und meine Partnerin und Mutter dreier meiner Kinder die Finanzsituation überwachte, ebenso in der Funktion einer Geschäftsführerin. Einige Wochen bis Monate dann in China, die Firma Jia Jian mit aufbauen zu helfen. Das schien zu Beginn einfach, es gab einige wenige wichtige Dinge zu entscheiden, wofür immer einer meiner chinesischen Partner die Vorgänge übersetzte, mit zunehmender Geschäftstätigkeit mehrten sich jedoch die von mir zu treffenden Entscheidungen und die Sprachbarriere baute sich auf. Im privaten war es auf die Dauer auch lästig immer eine Person der Firma bei sich zu haben, die dafür Sorge trug, daß ich mich, als Hauptfinanzier der Firma und gleichzeitig wichtigster Kunde der hergestellten Produkte, - zu Beginn wurde fast ausschließlich für meine deutschen Firmen produziert- wohl fühlte. Ich versuchte etwas Chinesich zu verstehen und mich vorsichtig selbst in Suzhou und dem übrigen China zurecht zu finden.
Eine Zwischenlösung , vor dem alleinigen und individuellen Alleinreisen wurde gefunden in einer organisierten Busreise. Also brachte mich einer meiner Mitarbeiter zur Busstation und ich war mit 50 anderen Chinesen auf einem Trip zu den gelben Bergen in der Provinz Anhui.
Die Mitreisenden waren sehr nett zu mir, dem einzigen Ausländer, aber eben nur soweit es eine nonverbale Kommunikation zuließ. Immer mit der Masse mitgehen war die Device, das Wecken im Hotel: Geklappt, die Fahrt mit der Seilbahn zu den wirklich beeindruckenden Bergen - den gelben Bergen . alles ok.Absteig zu Fuß zurBasisstation: Ok, Essen war ok , raften später, war ok. Nur eine Besichtigung einer historischen Stadt: Nicht ok. Der Bus hielt an der einen Seite der Stadtmauer, alle begaben sich in die Stadt, besuchten Geschäfte und kleine Museen, ich war immer damit beschäftigt, Mitreisende im Auge zu behalten. aber das war auf einmal nicht mehr gegeben. Ich war allein und machte mich auf den Weg zum Parkplatz, auf dem wir alle ausgestiegen waren. Keine Leute aber, ich war allein. Was tun? Ich wartete und wartete. Zum Glück blieb ich auf diesem Parkplatz und nach einer Stunde kam der Bus, alle Mitreisenden drin. Was war geschehen? Die Leute durchquerten die Stadt und sollten am anderen Ende wieder den Bus treffen. Dort warteten sie auf mich und als ich immer noch nicht kam dämmerte dem Busfahrer das Naheliegenste , nämlich genau was passiert war und ich war gerettet. Ich nahm mir vor, mehr Anstrengungen zu unternehmen, chinesisch zu verstehen. Daß ich bei dieser Tour auch versehentlich auf der Damentoilette gelandet bin, hatte dieselbe Ursache. Es waren eben nur die Schriftzeichen für Frau und für Mann angebracht und die kannte ich dato noch nicht. Immerhin hatte ich die Erleuchtung, warum die Damen bei der Toilettenpause immer genau so schnell wieder am Bus standen wie die Herren. In Deutschland ist das immer ein Problem. weil sich vor den Kabinen der Frauen Schlangen bilden, wärend die Männer irgendwo im Pissoir gegen eine Wand pinkeln, was in Reihe geht und deshalb schnell. Auf der chinesischen Damentoilette gab es nur eine Rinne, über der die Frauen hockten, Eine hinter der Anderen, den Arsch der vor ihr pissenden oder scheißenden im Blick, aber eben alle auch gleichzeitig wei bei den Herren. Da fiel mir zu ersten Mal auf, daß sexuelle Dinge höchst scheu behandelt werden in China, kaum andeutungsweise darüber gesprochen wird, scheißen oder pissen aber ganz öffentliche Dinge sind, völlig umgekehrt zu Europa. Später lernte ich die Toiletten in verschiedenen Firmen kennen, die alle keine Türen hatten und auf einer öffentlichen Toilette in Suzhou entdeckte ich einmal zwei Männer, die sich gegenüber saßen über der besagten Rinne, die es auch auf Männerklos gab und gemeinsam Zeitung lasen, der Eine vorne, der Andere von hinten. Ich getraute mich nicht die Beiden zu photographieren, aber später sagte ich mir, daß die mit heruntergelassener Hose sowieso nicht hätten hinter mir herlaufen können. So verpasste ich einen interessanten Schnappschuß.
Der Besuch bei den gelben Bergen war aber ein Highlight, sehr beeindruckend, man kann mit der Seilbahn rauf oder runter fahren, aber auch das Ganze zu Fuß machen, wobei der eine Weg durchaus schon genügend anstrengend ist. Aber das hochfahren mit der Seilbahn gestattet spektakuläre Aufnahmen, sodaß ich den Abstieg per pedes empfehle. Aber eben auch nur für Oberschenkel starke, es sind mehr Stufen als Wanderweg und nach der 500sten Stufe brennen die Muskeln auch bei Geübten. Man kann auf dieser Tour noch den Geburtsort von Zhang ze Ming besuchen, wer es kulturpolitisch mag.

