
Messe in Shanghai

Die Messe in Shanghai im Stadtteil Pudong ist riesig, wie fast alles in Shanghai. 2011 hat Suzhou schwa-medico LTD dort noch bei der großen Elektronikausstellung seine Waren präsentiert, eigentlich die Waren, die der Trafobau in Deutschland hergestellt hat und die, falls es Kunden in China gäbe, die diese haben wollten und die dann in Suzhou hergestellt würden.
Am Rande muss ich noch erwähnen, dass jetzt, zum Zeitpunkt wo ich darüber schreibe, das riesige Messegelände durch ein noch viel riesigeres im Stadtteil Hong Jiao ersetzt wurde, das wohl besser an den Innlandsflughafen und die Hochgeschwindigkeitsbahn angeschlossen ist und die Stadt U-Bahn Linie.
Aber 2011 haben wir noch in Pudong ausgestellt, immerhin endet dort in der Nähe des Messegeländes die Magnetbahn Maglev, die mit deutscher Hilfe errichtet wurde, und die in Deutschland unter dem Namen Transrapid bekannt ist). Die aber leider nur die Strecke Flughafen Pudong (internationaler Flughafen) mit der Messe Pudong verbindet und nie weiter geführt wurde. Das sind nur 35 km und die Bahn kann ihre Geschwindigkeit nicht ausnützen. In der ersten Zeit fuhr sie noch über 400 km/h, ich bin aus Neugierde ein paar mal mit ihr gefahren, später nur noch 300 km/h, was dann die Fahrzeit um eine Minute verlängerte, das ganze Vergnügen war ohnehin in 7 Minuten erledigt.
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Das Reisen in dieser Bahn war durchaus angenehm, es vibrierte nur ganz leicht, die Beschleunigung war sanft, ebenso das Abbremsen nur das aus dem Fenster schauen war etwas gewöhnungsbedürftig als die Bahn noch 460 km/h schnell fuhr. Ich saß im Flugzeug nach Deutschland einmal neben einen Ingenieur von Thyssen Hentschel aus Kassel, der an der Bahn dort arbeitete und äusserte meine Bedenken wegen der Energieverschwendung. Da wurde ich aber heftig eines Anderen belehrt und es leuchtete mir auch ein. Diese Bahn besteht nur aus Wagen aus Alu, Sitzen und einem Eisenboden. Keine Räder, keine Lokomotive , keine schwere Bremsanlage und und und. Nur wenig Balast und viel Mensch. Eine konventionelle Eisenbahn hat sicherlich viel Eisen und wenig Mensch. Also transportiert viel mehr "unnötiges"Gewicht.
Die Messe selber war für unsere Chinafirma kein besonderer Erfolg. Unter den tausenden von Ausstellern, die nicht nach Produkten in den Hallen geordnet waren, fand man einfach zuwenig die Hersteller von Leistungstrafos oder Drosseln. Dazu kam, dass es tausende von Neugierigen - oder vielleicht auch nur gelangweilten - Chinesen gab, Rentner vermutlich, die für 10 yuan, 1,3 Euro im Gegenwert, eine Eintrittskarte erwarben und auf der Suche nach Werbegeschenken die Hallen duchsuchten. So vergeudete man Zeit mit Besuchern , die , wie sich leider erst im Verlaufe des Gespräches herausstellte, niemals Kunde sein würden.
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Der Standaufbau und der Standabbau waren harte Arbeit und man durfte mit dem Auto nur bis zu einem weit entfernten Parkhaus oder Parkplatz fahren, den Rest war mit einem Handkarren zu erledigen.
Ein shanghaineser Besonderheit kommt noch hinzu: Nur in Shanghai registrierte Autos dürfen bis 09.00 Uhr morgens in Shanghai fahren. Wir aus Suzhou wurden auf dem weg zur Messe leider immer wieder von der Polizei aufgehalten, die uns einen Strafzettel verpassen wollte.
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Die kulinarische Versorgung auf der Messe selber war von der gleichen einfallslosen Abfütterung gekennzeichnet, die ,ebenso wie das auf Deutschen Messen üblich ist, exorbitant überzogene Preise hatte. In diesem Punkt sind sich wohl alle Messen, auch die in vielen anderen Ländern, die ich im Verlaufe meiner vielen Jahren als Geschäftsführer einer Medizintechnikfirma zu besuchen hatte, ähnlich.
Die Flachkupferspulen wurden bewundert, aber mehr wegen des Designs und nicht wegen deren Leistungsfähigkeit. Die Messetätigkeit war - wie das so üblich ist, sehr anstrengend, allein das Hinkommen des Morgens war schon eine Tortur , es bewegten sich ja tausende von Standmitarbeitern in die Messehallen und Taxis , U-Bahnen und Busse waren gerammelt voll. Deutsche Messen hingegen, ich habe ja vorher und auch nach meiner Chinazeit in Deutschland viele besucht, sind im Vorfeld und beim Messeeintritt viel besser organisiert.
Der Eintritt später zur gleichen Messe im neuen Messezentrum in Hongjiao übertraff das morgendliche Chaos noch bei weitem, eine Stunde war die Minimumzeit vom Verlassen der U-Bahnstation innerhalb des Messegeländes bis zum Erreichen des Messestandes aber auch das wurde leicht noch getopt von der Kantonmesse in Guangzhou. Auf der war man morgens mehr als zwei Stunden unterwegs, wohlgemerkt vom Erreichen eines der Eingänge bis Erreichen des Standes. Es bildeten sich kilometer lange Schlangen vor den Sicherheitsschleußen und den Einlasskontrollen und auch das wurde noch übertroffen von dem erstmaligen Eintritt, der ein vor Ort geschossenes Passbild benötigte, das in einen speziellen Ausweis kopiert werden musste, Formulare waren auszufüllen mit Angaben, die vermutlich in speziellen Archiven landeten, Eingänge für Ausländer, für Chinesen, für Hilfspersonal , für Übersetzer usw. Man muß das mal erlebt haben als Highlight eines Chinabesuches. Es steht leider in keinem Reiseführer, hinterlässt aber sicherlich einen bleibenderen Eindruck als der Besuch der chinesischen Mauer. Dann kann man aber auf dieser Messe, auf der nur Firmen ausstellen dürfen, die exortieren sich Waren ansehen und deren Preise und man fällt vom Glauben ab, wenn man dann dieselben Waren in Deutschland angeboten bekommt.
Preise für chinesische Waren in China, zum Beispiel für chinesiche Firmen unterscheiden sich grundlegend von den Preisen für dieselbe Ware im Export. Auf dem Weg nach Europa fallen allerhand Gebühren, Ausfuhrabgaben, Transport- Verzollungs- Zollkosten, einen Rattenschwanz von Zusatzkosten, Hafengebühren, Verladekosten, Vorlageprovisionen und dergleichen an. Dann die Aufschläge der Exporteure, Vermittlungsprovisionen, Importeurgewinne, Handelsmargen für den deutschen Großhandel, für den Einzelhandel, und ich habe sicherlich noch Einiges vergessen - wie die Zertifizierungskosten. Als Beispiel nenne ich hier ein E-Bike in China, wohlgemerkt schon im Verkauf in einem Geschäft mit 350 Euro und in Deutschland mit dem 10 fachen.