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TIBET

Vor dem Palast in Lhasa KL.JPG

Nach genügend langer Vorbereitung auf die Höhe, Lhasa liegt 3600 m hoch, flog ich von Chengdu aus nach Lhasa. Ich musste damals schon eine spezielle Erlaubnis einholen, um überhaupt nach Tibet fliegen zu dürfen und die galt auch nur für einen bestimmten Radius rund um die Hauptstadt. Schon 100 oder 200 km, aber eben nicht für ganz Tibet. Diese Erlaubnis wäre aber zu bekommen gewesen. So erkundigte ich mich nach der Landung einige Tage später auf einem Reisebüro. So was gab es tatsächlich und man zeigte mir eine Karte von Tibet. Nahe an deren Grenzen war eine Straße eingezeichnet und ich meinte, ich könnte ein Auto mit Fahrer mieten und diese Rundfahrt machen. Man erklärte mir, das würde gehen, die dafür benötigte Zeit läge zwischen 8  und 10 Wochen. Ich nahm dann davon Abstand.

Ich besuchte die Sehenswürdigkeiten in und rund um Lhasa, ging viel zu Fuß, wobei ich keine Problem mit der Anpassung an die Höhe hatte. Der Besuch der Plastes der Dalai Lama  mußte angemeldet werden und vollzu sich in einer Gruppe. In dieser fand ich auch ein schwedisches Kamerateam, die schwere Ausrüstung über die steilen Treppen, eigentlich mehr Leitern , schleppten und mehr damit beschäftig waren, sich zu übergeben als zu drehen. Waren offensichtlich nicht an die Höhe angepasst. Ich hatte alles richtig gemacht, zwei Wochen zuvor mit der Anpassung begonnen und fleißig Diamox geschluckt, wie empfohlen. Ich möchte da einfügen, daß ich ein paar Jahre später den selben Fehler machte wie die Schweden, bei einer Tour in Qing hai Gebiet, das ähnlich hochleigt wie Tibet und habe dafür schwer gebüsst und war hinterher wochenlang krank. Aber das erzähle ich in einem anderen Kapitel.

Ich unternahm Ausflüge in die Umgebung, besuchte weitere Klöster und wurde von einem der dort lebenden Mönche auf Höhlen ganz oben in den Bergen aufmerksam gemacht und machte mich auf den Weg dorthin. Ich hatte einen wunderbaren Kontakt zu Herrn und Frau Mönch, die wohl einträchtig zusammen eine Höhle bewohnten und wir kommunizierten non verbal. Sie hatten eine Wohn- und eine Bethöhle mit Statuen und Symbolen, die ich nicht kannte.

Das Zeichen für essen ist intenational und als ich nickte, ich hätte besser meinen Kopf geschüttelt, wobei dies auch zur Verwirrung hätte beitragen können, denn bei den Chinesen sind die Kopfbewegungen anders. Herr Mönch ging in seine Höhle und ich sollte ihm folgen. Aus Ziegenbälgen lies er verschiedene Pulver in zwei Schalen rinnen. Dann vor der Höhle setzte er einen Kessel mit Wasser in den Brennpunlt eines Hohlspiegel und, als es hieß zu dampfen begann, schüttete es Wasser zu den weißen Pulver, dann reichte er mir eine der Schahlen. Ich nahm die recht zögerlich, blickte da Pulver mit dem Wasser an und es vergingen ein paar Augenblicke. Herr Mönch nahm mir dann die Schale ab und rührte mit seinem Finger den Brei um und gab diese mit wieder zurück. Höflich wie ich bin, habe ich dann mit meinen Fingern die Hälfte des Breies gegessen.

 

Zurück im Hotel habe ich dann einen großen Whiskey pur getrunken, in der Hoffung meinen Magen zu desinfiziern. Es ist aber nichts passiert, aber die Episode ist tief in meinem Gedächtnis geblieben und ich kann die Augen schließen und sehe die beiden Mönche vor mir, und der Blick in das Gesicht von Frau Mönch, deren eines Auge trüb war, werde ich auch nie vergessen.

Ich kam vom Berg zum Tal zurück. wenn man die Tibet Hochebene als Tal ansehen will und fand meinen Fahrer ausshalb der Klostermauern wartend, der mich nach Lhasa zurück brachte. Ich habe noch viele Eindrücke in Lhasa und Umgebung gesammelt, aber dies war derjenige, der mich am tiefsten beeindruck hatte.

An Lhasa vorbei floß ein flacher  aber sehr breiter Gebirgsfluß, zu dem die Frauen aus Lhasa die Wäsche hintrugen und diese , im Wasser stehend , zu waschen. Manchmal zog sich die eine oder andere noch komplett aus und wusch sich in dem eiskalten Gletscherwasser. Ich konnte die aus gebührender Entfernung gut beobachten und schloß daraus, das da wohl nur Tibeterinnen sein konnten, Han Chinesinnen würde da nie tun.

Den Markt für Kunsthandwerk besuchte ich fast jeden Tag und begutachtete die Fortschritte an der Fertgstllung von Gebetsmühlen, in die kunstvoll Ornamente eingehämmert wurde oder kauft ein wenig Silberschmuck.  Die Tibeter waren überall sehr freundlich, lächelten und liesen mich Photos machen und sprachen mit in ihrer Sprache an, wohl wissend, dass ich nichts verstand.

 

Aber die Tage in Lhasa boten nicht mehr genügend Reiz, die große Tour war zu lange und so überlegte ich, wie ich zurück nach Suzhou kommen könnte, zu meiner Wohnung. Mitfahren mit einem LKW erschien mir nicht so prickelnd, also blieb fliegen oder mit dem Zug fahren. Ein Ticket zu bekommen war aber nicht einfach, der Zug sei auf Wochen komplett ausreserviert. Schließlich bekam ich für drei Tage später doch einen Platz, es gibt da nur Sitze mit gleichzeitiger Möglichkeit diese in eine Iiege zu verwandeln. Immerhin dauert die Fahrt 48 Stunden bis nach Chendu. Ich suchte dem Platz auf meinem Ticket und überlegte, welches die viel möglichen Schlafplätze meiner sei. Der Zug fuhr ab, ohne dass ein Mitfahrer in mein Abteil kam. Die chinesische Regierung, deren langer Arm bis zum Ticketvergabe auf dem Bahnhof von Lhasa reicht, wollte keinen Kontakt zwischen einem Ausländer und einem Tibeter haben.

 

Die Zugfahrt zog sich endlos und mein Proviant war auch nicht auf 48 Stunden ausgelegt. Der Zug bewegt sich viele Stunden über das tibetische Hochland. Man sieht die hohen schneebedeckten Berge von Zug aus und manchmal sieht man eine Herde Yaks. Manchmal flogen eiserne Bleche nah am meines Fenster vorbei und ich kam später darauf, dass die dazu dienten, die Kälte in den Bahndamm zu leiten, dass dieser den Permafrost konservieren muß, da sonst der ganze Bahndamm in den Untergrund sinken würde. Da ich ähnliches schon bei Häusern in Alaska gesehen hatte, deren Pfeiler, auf denen die Häuser standen, ebenso gekühlt wurden, konnte ich mir die Funktion der Eisenbleche  erklären.

 

Nach ca. 12 Stunden fing das Gelände an zu steigen, der Zug wurde langsamer und eine Durchsage in verschiedener Sprache, aber auch in einem verständlichen Englisch informierte, dass nun die Sauerstoffleitungen benützt werden könnten. Der Pass, auf den sich der Zug zubewegte lag bei 4800 m und da ist die Luft schon dünn. Ich war aber angepasst an die Höhe und musste die Nasenbrille für die Sauerstoffapplikation nicht in Anspruch nehmen.

Nach schier endlosen 48 Stunden erreichte der Zug Chengdu und ich leistete mir ein Flugticket zurück .Weiter 48 Stunden wollte ich mir nicht nochmals zumuten und die Flugverbindungen von Chengdu nach Shanghai sind perfekt.

© 2020 by Bernd Kreutner

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